Freitag, 19. Juli 2013

Aufgetaucht - Zum Paradies via Lampedusa

Zum Paradies via Lampedusa
AMOR  BEN HAMIDA

AUFGETAUCHT - Zum Paradies via Lampedusa



Amor Ben Hamida
Aufgetaucht
122 Seiten, Format 19 x 12 cm
1.Auflage 2013
Preis: Euro 12,50   Buch kaufen

„Harragas“ nennt man sie. Sie steigen in ein Boot und versuchen, Lampedusa, den von Tunesien aus nächsten europäischen Ort, zu erreichen. Die Harragas in Marokko versuchen, Spanien zu erreichen. Von Algerien aus steuern sie Frankreich an.

Das Wort Harrag kommt vom arabischen «brennen». Man bezeichnete so jemanden, der ein Visum für Europa bekam, zum Studium oder für einen Besuch, der aber nach Ablauf des Visums nicht nach Hause ging, sondern untertauchte. Er «verbrannte» sein Visum, sagt man in Nordafrika. Heute meint man damit fast ausschließlich die jungen Leute, die vor, während und nach der Revolution in Nordafrika mit Booten Europa zu erreichen versuchen. Viele Tausende haben es geschafft. Einige Hundert sind ertrunken....
Amor Ben Hamida beschreibt in seinem neuesten Werk die Motive, Erwartungen, Hoffnungen und Schicksale der jungen Tunesier, die unmittelbar nach der tunesischen Revolution beschlossen haben, das Land zu verlassen: sie nahmen ein Boot und fuhren nach Lampedusa… Von dort aus wollten sie ins vermeintliche Paradies, das die Namen trug wie France, Allemagne, Suède oder Suisse.
Nicht alle kamen an! Ali beispielsweise spricht von den Tiefen des Mittelmeeres zu seinen Freunden und versucht, ihnen die Ausreise auszureden, indem er ihnen von seinem Schicksal erzählt. Doch Mokhtar schafft es über Lampedusa nach Zürich zu gelangen, aber was ihn hier erwartet, enttäuscht und demütigt ihn zutiefst. Auch ihn erwartet eine Katastrophe…

Amor Ben Hamida zeigt in diesem ersten deutschsprachigen Roman über die illegalen Migranten in
der Schweiz die Einstellungen, Vorurteile und gefassten Meinungen beider Seiten: so lässt er
einerseits Kathrin zu Wort kommen, die aufgeschlossen ist und mit allen Mitteln versucht, Mokhtar, den sie  über Facebook kennen gelernt hat, eine Zukunft in der Schweiz zu verschaffen; es kommt aber auch Ulrich, Kathrins Vater zu Wort, der konservativ, ängstlich, aber keineswegs rassistisch ist. Er  will, dass alle illegalen Migranten ausgeschafft werden und mobilisiert seine Gemeinde für seine
Ideen.

Ein kurzer, heftiger Roman voller Träume und Tragödien. Gleichzeitig wird die Entstehung der
tunesischen Revolte mit der Selbstverbrennung des Mohammed Bouazizi aus der Sicht junger
arbeitsloser Männer beschrieben, die nur darauf gewartet haben, dass die Sicherheit im Land
nachlässt, um zu „desertieren“…

Autor:
Amor Ben Hamida, geboren 1958 in Medenine (Süd-Tunesien), lebt und arbeitet in Zürich. Nach dem Tod seines Vaters kam er als zehnjähriger über Umwege in die Schweiz und wuchs im Kinderdorf Pestalozzi, in Trogen, auf, wo er mit Kindern aus verschiedenen Nationen, Religionen und Sprachen zusammengelebt und schöne Kindheitserinnerungen behalten hat. Sein Leben wurde durch die Erfahrung von Toleranz und multikultureller Umgebung geprägt.
2001 erschien sein erstes Buch über transkulturelle Beziehungen „Tunesier sucht Europäerin – zwecks Heirat“. Trotz des provokativen Titels geht es darin um die Zerrissenheit, die Zweifel und Hoffnungen eines jungen Tunesiers, der in Europa das gelobte Land sieht, bis er in Zürich landet und die Realität entdeckt...  Amor Ben Hamida gibt seine Erfahrungen mit Integration in Büchern, Referaten und Lesungen weiter.  

Amor Ben Hamida
Aufgetaucht
122 Seiten, Format 19 x 12 cm
1.Auflage 2013
Preis: Euro 12,50   Buch kaufen