Donnerstag, 7. Januar 2016

Rezension: Risiko

Klett-Cotta 
Steffen Kopetzky

RISIKO

Hundert Jahre nach dem 1.  Weltkrieg lässt Steffen Kopetzky in seinem Roman „Risiko“ die Geschichte wieder aufleben.

Deutscher Djihad

Deutschland am Beginn des 1. Weltkriegs. Die Verbindung mit dem Osmanischen Reich verleitet den Archäologen Freiherr Max von Oppenheim zu einem Abenteuer, bei dem sich unter dem Titel „Deutscher Djihad“ die arabischen Länder gegen England erheben sollen. Dazu wird eine geheime Expedition nach Afghanistan organisiert. Mit dabei ist, neben Oskar Niedermayer, dem Leiter der Mission, der Protagonist und fiktive Funkmatrose Sebastian Stichnote, der zur Hauptfigur wird, und dessen Liebe zu Arjona und sein Auftrag ihn vor dem kompletten Verfall in den Opiumwahn doch noch am Leben hält.

Interessante Gestalten und das „Große Spiel“

Der Beginn des Buches lässt auf einen spannenden Verlauf hoffen. Der Journalist der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), Adolph Zickler, scheint ein Geheimnis mit sich herumzutragen. Der Konsulatsschreiber Amadeus Toth kann ohne seine Bücher nicht sein und welche Rolle spielt der Waffenhändler Helphand ? Wer ist die geheimnisvolle Arjona ?
Der Prolog nimmt das Ende des Romans vorweg, der afghanische Emir Habibullah Khan soll getötet werden. Bis es dann so weit ist, vergehen siebenhundert Seiten, die mal mehr, mal weniger spannend sind. Eingerahmt wird die Handlung vom „Großen Spiel“, das heute unter dem Namen „Risiko“ bekannt ist.

Die Karawane zieht nach Afghanistan

In Konstantinopel treffen sich die Teilnehmer der Afghanistan-Expedition und andere zwielichtige Gestalten. Tatsächlich wurde zu Beginn des ersten Weltkriegs die „Niedermayer-Hentig-Expedition“ durchgeführt und Oskar Niedermayer leitete die Mission, um, gemeinsam mit Persien, Afghanistan und Indien die Kolonialmacht England zu provozieren. Seine Erlebnisse schildert er im 1925 erschienen Buch „Unter der Glutsonne Irans“, aus dem Kopetzky zitiert.  
Endlich, nach über dreihundert Seiten beginnt die Karawane in Richtung Osten durch Wüsten und Berge zu ziehen. Nun driftet der Roman in die Welt der Karl May-Romane ab und die Handlung plätschert vor sich hin. Beschreibungen, Überfälle und Gefühlsregungen werden ausführlich in endlos verschachtelten Sätzen wiedergegeben. Immer wieder wird Stichnote von seinen Zahnschmerzen geplagt. Bis ihm der Zahn, in einem Weiler in Persien, endlich gezogen wird, vergehen etliche Zeit (und Seiten) und er wird opiumsüchtig.  
Die Expedition führt über Aleppo, Bagdad, Teheran, Isfahan nach Herat in Afghanistan und endet mit etlichen Legenden der Paschtunen in Kabul.

Fazit:
Warum der Vater des Schriftstellers Albert Camus, Lucien Camus, ein Kellermeister im französischen Algerien so ausführlich beschrieben wird, ist eher der Attraktivität des Namens Camus geschuldet.
Dass der Leser den britischen Spion Gilbert-Khan als solchen relativ früh „enttarnt“ nimmt leider einige Spannung aus dem Buch.
Der Autor hat sehr viele, fast zu viele Details in dem Buch untergebracht, wobei etliche historische und technische wirklich interessant sind. Der Transport der Funkanlage war wohl auch für Niedermayer tatsächlich ein großes Problem.
Alles in allem ein Abenteuerroman, der anfangs interessant aufgebaut ist und die einzelnen Personen spannend vorstellt. Aber je länger man liest, umso mühsamer werden die Spannungsspitzen erreicht und die Handlung zieht sich in die Länge. Der Autor hat zehn Jahre daran gearbeitet.

Quantität an Seiten bringt nicht unbedingt Qualität mit sich. Das betrifft nicht nur diesen Roman.   

Steffen Kopetzky 
Risiko
731 Seiten, Hardcover
1.Auflage 2015
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